STAGE UP Teilnehmermachine.md

Herr Prof. Abegg, um was geht es beim Projekt machine.md?
Zum visuellen System gehören nicht nur die Augen, sondern auch die Sehnerven, die Sehbahnen, mehrere Hirnnerven, Grosshirn, Kleinhirn, Hirnstamm und eine Reihe von anderen Strukturen am menschlichen Kopf. Erkrankungen in diesen Arealen werden heute mittels einer manuellen klinischen Untersuchung diagnostiziert und beurteilt. Eine solche neuro-ophthalmologische Untersuchung wird mit einfachen Hilfsmitteln wie Taschenlampe, Prismen und Abdeckkelle durchgeführt und produziert weitgehend qualitative Resultate.

machine.MD ist ein geplantes Medizinprodukt, welches eine vollständig automatisierte und standardisierte neuro-ophthalmologische Untersuchung anbietet. Diese funktioniert auf der Basis von Eyetracking und beidäugiger Stimulation. machine.MD erlaubt es, allen Nutzern eine Untersuchung auf Expertenniveau durchzuführen. Die Untersuchungsresultate sind, im Gegensatz zu der heutigen händischen Untersuchung, objektiv und quantitativ und bieten somit auch Vorteile für Spezialisten. machine.MD erhofft sich damit Diagnostik in einem wichtigen medizinischen Bereich zu verbessern und damit die Gesundheit von Patienten zu fördern.

 

In ihrem Pitch sagten Sie, dass Erkrankungen des Gehirns mit Neuroophthalmologie festgestellt werden können. Für einen Laien wie mich, können Sie mir an einem allgemeinen Beispiel erklären wie dies geht?
In einer Mehrheit von Spital- und Arztszenen in Filmen und Fernsehbeiträgen leuchten Ärzte ihren Patienten mit der Taschenlampe in die Augen. Das Ziel dieser Untersuchung wäre eine Erkrankung vom Sehnerven zu erkennen. Eine Sehnervenentzündung zum Beispiel. Diese ist ein häufiges Erstsymptom einer multiplen Sklerose. Die von Schauspielern gezeigte Technik ist in der grossen Mehrheit nicht geeignet um eine relevante Erkrankung zu erkennen. Dieses Problem besteht leider nicht nur in Filmen, sondern auch im realen Leben wo neuro-ophthalmologische Untersuchungen häufig falsche Resultate zeigen.

 

Was ist der Vorteil Ihres Geräts im Gegensatz zur herkömmlichen Methode? Kann das Prozedere mit Ihrer Methode ebenso exakt sein?
Machine.MD führt die geeignete Untersuchung automatisch durch und macht so eine Expertenuntersuchung für jeden Benutzer möglich. Erste Resultate zeigen zudem, dass die Methode von machine.MD deutlich besser als die heutige manuelle Untersuchung ist. Ich selber sollte ja eigentlich Experte sein, weil die neuro-ophthalmologische Untersuchung meine Kernkompetenz ist. Ich konnte schon mehrfach feststellen, dass die automatisierte Untersuchung genauer war als meine eigene Untersuchung.

 

Sie sind Professor und Leitender Arzt am Inselspital. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie auch sonst täglich mit Fragestellungen rund um Ihre Idee zu tun haben? Und was ist ihr Anreiz, den langen Weg einer Produkteinführung im MedTech-Bereich bis zum Ende zu gehen?
Ich arbeite selbst in der Orthoptik, das ist eine Abteilung der Universitätsklinik für Augenheilkunde. Dort bin ich zuständig für Patienten mit neuro-ophthalmologischen Erkrankungen. Das sind Erkrankungen im Sehsystem, welche vom Gehirn oder den Hirnnerven stammen. Dazu gehören auch viele schielende Kinder.

In meinem klinischen Alltag bin ich täglich konfrontiert mit medizinischen Problemen, welche mit einem Gerät wie machine.MD wahrscheinlich besser bearbeitet werden könnten als dies heute der Fall ist. Die Idee von machine.MD entstand somit tatsächlich aus einen klinischen Bedürfnis: Im Augenbewegungslabor der Orthoptik betreiben wir Grundlagenforschung zu Augenbewegungsstörungen. Die in der Forschung verwendeten Techniken haben wir auch bei einzelnen Patienten benutzt und dabei erkannt welche unglaublichen Vorteile durch eine maschinelle Untersuchung entstehen. Seitdem benutzen wir die Technik regelmässig um gewisse klinische Fragestellungen zu beantworten.

Langfristig erhoffe ich mir einen wesentlichen medizinischen Gewinn. Auch für meinen eigenen klinischen Alltag. Wahrscheinlich bin ich aber auch zu naiv um eine wirkliche Ahnung zu haben wie lange und steinig der Weg noch ist der vor mir liegt.

 

Schlussendlich nehmen Sie mit dem Projekt ja nun am BBCW teil. Welche Intention steht hinter Ihrer Teilnahme?
Ich wollte vor allem mich selbst dazu zwingen einen klaren Plan für die Zukunft von machine.MD zu erarbeiten. Bei mir geht das nur mit einer Deadline und einem gewissen externen Druck. Coaching ist für mich wichtig, weil ich unternehmerisch keinerlei Erfahrungen habe.