BBCW-Coach Marcela Garcia Freire war bereits als junge Studentin in Argentinien in verschiedene Projekte der Geschäftsentwicklung involviert und betätigt sich heute bei der SBB in der Management Beratung (SBB Consulting). Als Karrierefrau und Mutter zweier Töchter kennt Sie die organisatorischen Hürden des Alltags nur zu gut – warum Sie darin trotzdem keine Nachteile sieht und was die Erfolgsfaktoren einer solchen Konstellation sind, verrät Sie uns nun im gemeinsamen Interview.
Marcela Garcia Freire, Sie gelten als Businessplanentwicklungs-Spezialistin; erzählen Sie uns mehr über ihren beruflichen Werdegang und verraten Sie uns die Erfolgsfaktoren auf diesem Gebiet?
Nun, alles begann damals an der Universität. Ich erhielt die Möglichkeit, einen Business-Case zu präsentieren und die Unternehmung engagierte mich daraufhin für die Lancierung des neuen Produktes. Das war mein Startschuss und mein Eintrittsticket in die Consumer Goods Branche. Fortan engagierte ich mich auch als Dozentin für Business Cases und Strategie an der Universität und arbeitete bei verschiedenen Projekten mit: zum Beispiel war ich Teil des Gründungsteams von Cook, welches heute Starbucks beliefert, oder von Piazzolla Tango, einer Begegnungsstätte (Unterhaltungszentrum) rund um das Thema Tango. Ich arbeitete aber auch an der Sanierung einer Kindertagesstätte (Kita Colorin) mit, mein Beruf ist also sehr vielseitig und führte mich unter anderem auch ins Ausland. Grundsätzlich geht es in allen Funktionen oder Jobs um die Erarbeitung der Geschäftsmodelle und deren Plausibilisierung in Form von Finanzplänen. Ein Schlüsselaspekt des Coachings sowie der Beratung ist die Integrationsfunktion der Rolle. Neben der Rentabilitätsprüfung, der Optimierung der Prozesse und der Effizienzsteigerung bleibt die Kundenzufriedenheit immer im Vordergrund. Um diese Maximieren zu können, ist es wichtig, zuzuhören und dann zu verstehen was der Kunde genau braucht und wo das Problem konkret liegt. Dabei ist vor allem ein funktionierender Dialog zentral. Für mich persönlich sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren also eine ausgeprägte Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, Flexibilität und eine hohe Leistungsorientierung.
Inwiefern wurde ihre Karriere davon beeinflusst, dass Sie eine Frau und Mutter sind? Gab es Vor- oder Nachteile?
Ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund, warum man es als Frau karrieretechnisch einfacher oder schwieriger haben soll. Diversität ist doch schlussendlich das Stichwort, das für Erfolg steht, und dabei kommt es nicht darauf an, ob ich eine Frau oder ein Mann bin. Ich persönlich sage immer: Wenn du inhaltlich reich bist, dann sei laut! Frauen haben oft weniger Selbstbewusstsein als Männer und üben mehr Selbstkritik aus – dabei gibt es dafür gar keinen Grund.
Aus meiner Sicht sind auch Kinder für die Karriere keine Hindernisse, gerade hier in der Schweiz bieten sich viele Möglichkeiten für arbeitende Mütter (und auch Väter!). Gute und faire Lösungen, welche nicht gegen das Wohl des Kindes gehen, gibt es genug, und alles reduziert sich schlussendlich auf den eigenen Willen: wer arbeiten möchte, muss sich einfach entsprechend organisieren. Meine Mutter war eine starke Frau, welche immer einer Arbeit nachgegangen ist und Karriere und Familie wunderbar unter einen Hut gebracht hat – sie war ein grosses Vorbild für mich. Das Wichtigste dabei ist, das sich beide Elternteile gegenseitig als Team unterstützen. Nicht alles ist so starr und fix wie oft gedacht. Und Eltern dürfen nicht vergessen, dass sie beide die Verantwortung für die Kinder teilen – möchte eine Mutter berufstätig sein hat sie dazu genauso das Recht wie ein Vater und es sollte eine Lösung gefunden werden, mit der alle zufrieden sind.
Haben Sie einen persönlichen Tipp für (junge) Karriere- und Gründerfrauen?
Schafft euch Klarheit darüber, was ihr wirklich möchtet und findet einen Sinn darin. Dann organisiert ihr euch, beruflich wie auch privat, entsprechend mit einem genauen Plan, den ohne geht es nicht. Schafft euch Ruhe zum Arbeiten und nehmt euch auch Zeit für euch selbst. Wir müssen uns nicht ein schlechtes Gewissen machen, wenn wir uns selbst auch mal etwas Gutes tun. Wenn Kinder eine glückliche Mutter und Männer eine glückliche Frau an ihrer Seite haben, sind schlussendlich alle zufriedener. Und seid mutig und offen für neue Wege und habt Vertrauen in euch selbst und in eure Fähigkeiten. Ich hatte auf meinem (Karriere-)Weg immer das grosse Glück, auf Menschen zu stossen, die mir die Chance gaben zu beweisen was in mir steckt. Das sollten wir alle tun, wenn wir Potential in einem Menschen entdecken – völlig egal ob Mann oder Frau, Ausländer oder nicht, jung oder alt.