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Schweizer Hummus und plantbased-Kooperationen mit Fleischverarbeitungsbetrieben - das Start up «fyn.food» macht es möglich.

14. Februar 2022 – Alice Huber

Hummus aus der Schweiz? Aber klar! Anik Thaler, Co-Founderin von «fyn.food» erzählt uns von der Idee, pflanzliche Proteine in der Schweiz herzustellen, Landwirt*innen gegen Ernteausfälle abzusichern und was das Start up mit einem Fleischverarbeitungsbetrieb am Hut hat.

Anik Thaler, der Veganuary ist vorbei, der Trend bleibt. Immer mehr Schweizer*innen substituieren in ihrer Ernährung tierische Proteine durch pflanzliche Alternativen. Müssen diese aus dem Ausland importiert werden?
Im Gegenteil, in der Schweiz ist ein grosses Potential für den Anbau von pflanzlichen Proteinen, wie beispielsweise Kichererbsen oder Favabohnen vorhanden. Da die Nachfrage früher noch fehlte, wurde in der Schweiz bis anhin einfach sehr wenig pflanzliches Protein für die menschliche Ernährung angebaut und folglich importiert.

Auf die steigende Nachfrage haben Tobias Vogel und du, Anik, reagiert und das Start up «fyn.food» gegründet. Kannst du etwas mehr über euer Teambuilding und die Idee erzählen?
Ich habe mich während meines Studiums der Agrarwissenschaften an der ETH intensiv mit pflanzlichen Proteinkulturen auseinandergesetzt und kurzerhand aus Schweizer Kichererbsen eigenen Hummus hergestellt. Dieser ist in meinem Umfeld sehr auf Anklang gestossen und die Idee entstand, daraus ein Business zu machen. Hier kommt Tobias ins Spiel. Er hat durch sein BWL-Studium an der HSG das benötigte Wissen für den Aufbau eines Start ups. Gemeinsam haben wir Kontakte zu Schweizer Landwirt*innen, Produzent*innen und Absatzkanälen aufgebaut und den Verkauf von unserem Schweizer Hummus vorangetrieben.

Und dies ziemlich erfolgreich! Der fyn.food Hummus steht bereits im Verkaufsregal von allen Schweizer Altnatura Filialen, verschiedenen lokalen Läden und Onlineshops. Um das zu ermöglichen, seid ihr auf eure Lieferant*innen angewiesen. Was ist euch im Umgang mit den Partner*innen besonders wichtig?
Mit all unseren Partner*innen pflegen wir bei fyn.food einen transparenten und intensiven Austausch. Was mit den Produkten geschieht und zu welchen Preisen, verhandeln wir gemeinsam. Das ist definitiv eine Seltenheit im aktuellen Agrarsystem. Zudem tragen wir das potentielle Anbaurisiko mit unseren Produzent*innen gemeinschaftlich.

Ihr ermöglicht den Bäuer*innen eine Risikoabsicherung gegen Ernteausfälle?
Genau. Mit unserer Initiative 101% fliesst 1% des Verkaufspreises von unserem Hummus in eine Risikoabsicherung für innovative Schweizer Ackerkulturen. Das ist wichtig, da der Anbau einer neuartigen Kultur, wie der Kichererbse, noch viele Unsicherheiten mit sich bringt und das Know-how in der Schweiz zuerst aufgebaut werden muss. Wir möchten durch diese Absicherung Anreize schaffen, pflanzliche Proteine anzubauen.

«fyn.food bietet Landwirt*innen neue Absatzkanäle und faire Preise für ihre pflanzlichen Produkte. Der Anbau von pflanzlichen Proteinkulturen soll sich in der Schweiz langfristig und nachhaltig lohnen – vielleicht eines Tages sogar mehr, als die Produktion von tierischen Produkten. » – Anik Thaler, Co-Founderin fyn.food

«fyn.food» leistet somit einen wichtigen Beitrag, um die Produktion und das Angebot von lokalen und pflanzlichen Proteinen in Zukunft weiter zu steigern. Was braucht es deiner Meinung nach sonst noch, damit der Konsum von tierischen Produkten reduziert wird?
Aufklärung ist ein wichtiger Aspekt. Die pflanzliche Ernährung sollte vermehrt als einfacher Ansatz gegen die Klimakatastrophe angesehen werden. Wir probieren mit unserem Wissen den Landwirt*Innen und Konsument*innen zu helfen, auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen.

Musstet ihr bei einem eurer Partner, dem Fleischverarbeitungsbetrieb Angst AG genau diese Aufklärungsarbeit leisten?
Vielleicht kaum zu glauben, aber: Nein. Die Angst AG ist sich dem aktuellen Trend zur pflanzlichen Ernährung sehr bewusst. Durch die Zusammenarbeit entstand für beide Seiten ein Mehrwert. Wir können von vorhandenen Maschinen und Expertise für die Produktion profitieren und umgekehrt erzielen sie durch uns neue Vermarktungskanäle und die Erweiterung der Produktpalette. So können auch sie ein Teil des Wandels zu einer vermehrt pflanzlichen und lokalen Ernährung sein.

Wie heisst es so schön, «together is better». Ein Teil der Partnerschaften steht. Wie stellt ihr euch die Zukunft von «fyn.food» sonst vor?
Wir verfolgen mit fyn.food zwei Business Cases. Auf der einen Seite möchten wir leckere, neue Produkte wie Burgerpatties, Falafel oder Aufstriche für unsere Kund*innen produzieren und somit im B2C eine breite Produktpalette anbieten. Zusätzlich dazu steigen wir gerade in den B2B Bereich ein. Wir möchten im Rohstoffanbau von pflanzlichen Proteinen die führende Position einnehmen und andere Unternehmen mit pflanzlichem, Schweizer Protein beliefern.

Wow, an Ideen mangelt es definitiv nicht. Wie kann STAGE UP euch in diesem Vorhaben unterstützen?
Wir arbeiten gerade daran, unsere Prozesse im Bereich der Logistik und Lagerung zu optimieren und etablieren. Da sind wir auf fachliche Inputs von den Expert*innen gespannt. Zudem freuen wir uns auf den Austausch mit anderen Gründer*innen. Wer weiss, vielleicht entstehen dadurch ja auch wieder neue, innovative Produktideen!

…Es scheint als würde es sich lohnen, die Verkaufsregale in Zukunft aufmerksam auf neue Produkte aus dem Hause «fyn.food» abzuscannen. Merci für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Anik Thaler                  Tobias Vogel                 Webseite                        Instagram