Johanna, du machst am Berner Business Creation Wettbewerb mit der Idee «Indigen» mit. Um was geht es bei deinem Projekt?
Laut dem Expat Insider Survey 2018 ist die Schweiz eines der schwierigsten Länder in Sachen Integration (44. Platz von 68 Länder) – das Hauptproblem sei den Anschluss zu Einheimischen zu finden. Dies muss aber nicht der Fall sein: Wir fördern daher den Austausch und die Verknüpfung zwischen Expats (hochqualifizierte Ausländer, welche aufgrund einer Arbeitsstelle in die Schweiz gezogen sind) und Einheimischen durch lokale, spannende Erlebnisse.
Indigen macht es Expats und Einheimischen möglich, den Kontakt miteinander zu knüpfen und unterstützt besonders neue Expats durch das einzigartige Indigen Small Groups Programm, bei dem der Kontakt zu Gleichgesinnten mit dem Lieblingshobby und spannende Erlebnisse kombiniert wird.
Im Elevator Pitch hast du deinen eigenen Background als Expat genannt. Wie ist dir die Integration gelungen? Welche Aspekte halfen dir dabei? Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben von den ersten Monaten in der Schweiz?
Ich kam vor rund 6 Jahren aus den Vereinigten Staaten in die Schweiz – die Integration gelang mir dabei erstaunlicherweise einfach und schnell. Dies hatte wohl vor allem mit drei Aspekten zu tun: Einerseits half mir meine offene, extrovertierte, amerikanische Art. Jeder war von Anfang an in meinem Heim willkommen, egal ob alles perfekt sauber oder nicht ganz so ordentlich aufgeräumt war – meine Türe war stets offen für Gäste. Andererseits übersiedelte ich mit meinem Neugeborenen. Bei den anschliessenden Spielplatz-Besuchen mit Kind kam man rasch mit Nachbarn ins Gespräch. Nicht zuletzt war auch die schweizerdeutsche Sprache ein wichtiger Integrationsschritt. Mein grosser Vorteil war, dass ich allgemein Sprachen schnell lerne und Hochdeutsch bereits sprechen und verstehen konnte. Dennoch brauchte ich rund drei, vier Jahre, bis ich anfing die Sprache im Alltag zu verwenden – «Schwiizerdütsch» ist alles andere als einfach zu erlernen!
Was mir bis heute von meiner Anfangszeit blieb: Apéro, Apéro, Apéro! Auch heute mische ich Teile meiner Kultur mit dieser Schweizer Tradition: Jedes Jahr veranstalten wir ein offenes Apéro für die ganze Nachbarschaft.
Du möchtest Expats einen echten Austausch und somit eine gute Integration ermöglichen: Wann kam dir die Idee etwas gegen das Problem zu unternehmen? Was macht deinen Lösungsansatz einzigartig? Welche Vision verfolgst du mit deiner Idee?
Als ich mein Urpsprungskonzept, eine Art Learning Plattform für Fremdsprachen Immersion, während der be-advanced Challenge testete, wurde ich auf das Problem mit den Expats aufmerksam. Ich erhielt deutliche Rückmeldungen, dass Sprache und soziale Anknüpfung die grössten Hürden für Expats darstellen. Nachdem einige Tage später das Resultat des Expat Insider Survey 2018 veröffentlicht wurde, war mir klar, etwas muss dagegen unternommen werden. Klar gibt es einheimische Leute, welche sich eher abschotten – ich jedoch kenne eine ganz andere Schweiz mit offenen, positiven Menschen.
Das Einzigartige an meiner Idee ist sicherlich, dass das Programm sehr persönlich ist. Es gibt bereits jetzt diverse andere Expat-Gruppen, in welchen man schnell andere Expats und auch manchmal Einheimische kennen lernt. Diese Gruppen sind jedoch sehr unpersönlich – eher wie Tinder statt ein wirkliches Matchmaking. Bei den Indigen-Events hingegen soll man sich im grösseren Kreis treffen, wichtig sind jedoch dann die Kleingruppen (Intentional Communities) in den man sich wirklich gegenseitig kennenlernen kann. Das Ziel ist so, dass Expats eine Gruppe um sich haben, mit welcher etwas unternommen werden kann und in der sie sich aufgehoben fühlen – es geht darum mit Einheimischen in Verbindung zu kommen!
Die Vision für das Projekt schlussendlich ist sehr gross: Es geht nicht nur darum das Leben der Expats zu verbessern, sondern durch kulturellen Austausch die Perspektive der ganzen Gesellschaft zu erweitern und einen Impact zu erwirken – die Überwindung der globalen Loneliness Epidemie. Nicht zuletzt besteht auch die Hoffnung durch Anbieten solcher Aktivitäten eine mögliche Einkunftsquelle, für aktuell nicht an der Wirtschaft partizipierende (z.B. Mütter, Arbeitslose), zu generieren.
Zum Schluss: Wieso machst du überhaupt am Wettbewerb mit? Was erwartest du dir von der Teilnahme für deine Geschäftsidee?
Die Teilnahme am BBCW wurde mir von Bekannten empfohlen – es war eine super Entscheidung, mitzumachen. Meine Idee ist mittlerweile schon ausgereifter, nichts destotrotz wusste ich, dass es noch vieles zu tun gibt. Das Coaching hilft mir meinen Business Plan zu finalisieren und die Einbindung ins Berner Entrepreneur Ecosystem soll Indigen im Raum Bern zum Fliegen bringen.