«In der Nacht ist die Grosse Schanze in der Stadt Bern kein Ort, wo man gerne alleine unterwegs ist», titelte das SRF Regionaljournal Bern Freiburg Wallis im Juli 2017. In der Zwischenzeit wurde einiges unternommen um den Platz vor der Universität Bern sicherer zu machen – gelungen ist dies nicht zuletzt unter Mithilfe Dominic Kummers von der Pop-Up Bar Peter Flamingo. Als Mitinhaber der Betreibergesellschaft Mosaik Events GmbH spricht er mit uns über das Start-Up Dasein.
Deine Start-Up Karriere hat schon früh begonnen, noch während des Studiums an der Universität Bern. Was ist vom Studium hängen geblieben? Welche Inhalte helfen dir heute dabei das Unternehmen & die bis zu 65 Mitarbeiter erfolgreich zu führen?
Einen Anfangspunkt meiner Start-Up Aktivitäten kann ich im Nachhinein nicht wirklich ausmachen. Tatsächlich aber habe ich des Öfteren ein Projekt angedacht, mehr aber nicht. Nach der Organisation von kleineren Events und Partys sowie Teilnahmen an Start-Up Weekends und Workshops während der Studienzeit entwickelte es sich erst in eine konkretere Richtung.
Dabei war mir noch nicht wirklich bewusst, welchen Einfluss das Studium auf die praktischen Tätigkeiten hat. Je länger ich nun dabei bin, desto deutlicher wird mir jedoch das Erlernte. Unterhalte ich mich mit Studienkollegen, welche einen «regulären» Job zum Beispiel bei einer Bank haben, wird mir bewusst, dass ich im Gegensatz zu ihnen, grosse Teile des Stoffes in der Arbeit einbringen kann und muss. Wie plant man eine Firma – wie baut man diese auf? Welche Vision, welche Strategie verfolgen wir? Dies sind alles Fragen zu erlernten Theorien und Konzepten, welche ich mit Hilfe des Studiums – konkret der Master-Spezialisierung – beantworten kann. Vor allem die allgemeinen Informationen die man aufnimmt, zum Beispiel ein Blick auf die rechtlichen Aspekte eine BWL-Thematik, sind für mich heute wichtig. Alleine der Stoff des Studiums reicht aber natürlich nicht aus: Neben eigens erarbeitetem Wissen habe ich auch vieles aus meinen ehemaligen Vereinstätigkeiten als Kassier mitgenommen – solche Tätigkeiten helfen.
Ihr habt euch mit eurem Unternehmen erfolgreich etabliert und konntet stetig ausbauen. Viele Start-Ups scheitern jedoch bereits im ersten Jahr nach der Gründung. Welches war euer Geheimrezept um diese Zeit zu überstehen? Wie seid ihr vor allem finanziell über die Runden gekommen? Wo steht ihr heute?
Als das Lager unserer Firma noch eine kleine Garage war und ich als Büro hauptsächlich die Universitätsbibliothek benutzte, arbeiteten wir von einem Event zum Nächsten. Das Geld dafür kam aus unseren eigenen Taschen – von Nebenjobs als Barkeeper und Skilehrer. Die Firma war da fast eine «Two-Men-Show». Es lief auch nicht immer alles wie am Schnürchen. Auch unser Unternehmen hing zwei, drei Mal an einem seidenen Faden. Lief ein Grossprojekt nicht wie gewollt, wurde die letzte Bewilligung schlussendlich doch nicht erteilt, so musste ich auch mal kurzfristig wieder nach Hause umziehen. Sonst hätte es finanziell nicht gereicht. Schlussendlich verhalf uns unser Commitment, Durchhaltewille und die Energie fürs Projekt aber zum Durchbruch. Mit dem Aufbau der Pop-Up Bars Peter Flamingo und Oscar Elch konnten wir unser Konzept schrittweise erweitern. Am 29. September ist nun bereits das dritte Projekt gestartet: Indoor Pop-Up Kater Karlo.
Mit den konzeptionellen Veränderungen hat sich auch unser Unternehmen und mein Alltag deutlich verändert. Arbeiteten mein Gründerkollege und ich letztes Jahr noch fast rund um die Uhr – über Tags im Büro, abends in der Bar – so können wir heute Aufgaben abgeben und uns vollkommen auf die Organisation & Strategieentwicklung konzentrieren. Hinter der Bar stehen wir nur noch in Ausnahmefällen. Zum Beispiel um dem Team eine kleine Motivationsspritze zu geben. Um schlussendlich etwas Abstand von der Arbeit zu gewinnen half sicher auch mein Umzug nach Zürich. Sobald ich im Zug bin, kann ich abschalten. Wäre ich bei Problemen letztes Jahr noch mit dem Fahrrad zur Bar gefahren, müssen sich die Mitarbeiter heute selber zu helfen wissen.
Blicken wir zurück in die vergangenen Jahre in deiner Position, welche Tipps kannst du für Studenten beziehungsweise zukünftige Entrepreneurs geben? Was sind deine wichtigsten Erkenntnisse
Zwischenzeitlich, als unsere Projekte nicht gut liefen, hatte ich mich für andere Jobs beworben. Es war schwer sich einzugestehen, dass Kollegen bereits einen grossen Lohn einfuhren und man sich selbst mit einem Praktikantenlohn begnügen musste. Heute bin ich froh, dass ich immer noch in unserem Start-Up bin. Die Arbeit macht ungemein Spass und gibt einem viel zurück. Man braucht aber auch den nötigen Durchhaltewillen.
Allgemein ist es sicher wichtig, dass du an dein eigenes Können glaubst, obwohl ich selbst nicht wirklich weiss, was ich gut kann. Wohl ist es die Eigenschaft, dass ich extrem gut Leute finden kann, welche etwas können. Und diese dann am richtigen Orte einsetze. Es nützt nichts, wenn ich einen Schweisser in der Bar einsetze! Oft gehörte Sätze, dass man das an der Universität gehörte sowieso nicht mehr braucht im Berufsleben oder das sowieso jeder weiss, kann ich heute so nicht mehr teilen. Gerade im Gespräch mit Leuten in anderen Berufen erfährt man, dass man doch etwas gelernt hat. Nicht zuletzt ist das persönliche Beziehungsnetzwerk, welches ich mir während dem Studium aufgebaut habe, auch heute noch enorm wichtig. Gerade in unserer Branche.